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Die
Bildwelt des Malers Heinz Plank ist ein oszillierendes
Universum. Glühende Ausdehnung und lichtloser Zusammensturz
führen zu immer neuen Konfigurationen von Formen
und Farben. Sie bergen Kerne des Vorangegangenen, die
sich durch die gewaltige Energie intensiver Anschauung
in neue Erscheinungsformen, in neue geistige Impulse
verwandeln. Aus diesen folgen Reflexion, Gegenwartsempfinden
und Vision einer malerischen Aufgabe aus innerer Notwendigkeit.
Die Wurzeln seines Schaffens gründen zum einen
in der kunsthistorischen Tradition emotionaler Grenzüberschreitung,
wie sie den Strömungen des Manierismus, des Surrealismus
und Symbolismus eigen ist, fußen jedoch ebenso
stark im Realismus. Die Probleme fachwissenschaftlicher
Einordnung sind mit dieser Aufzählung offenkundig.
Sie macht sich damit nicht überflüssig, erfordert
aber intensive Beschäftigung mit diesem singulären
Werk. Planks künstlerische Herkunft aus der Leipziger
Kunsthochschule, die Ausbildung bei Tübke und Mattheuer,
legte den Grund für handwerkliche Solidität
verbunden mit dem hohen Anspruch geistiger Weltdurchdringung.
Die notwendige Lösung aus den vermittelten Bahnen
und künstlerische Profilierung setzten in den 1980er
Jahren ein. Der Weggang von Leipzig und der damit verbundene
Rückzug aus den Zentren des Kulturbetriebs der
DDR sowie ein ausgeprägter künstlerischer
Eigensinn reduzierten zugleich die Zahl und Güte
kunsttheoretischer Bewertungsversuche.
Auch die Jahre nach der politischen Wende, als
orthodoxes Ausschlußdenken das meiste als nichtig
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erachtete, was in der ostdeutschen Kunstwelt entstanden
war, verstellten zunächst den Blick auf solche
originären Werke wie jenes von Heinz Plank. Beispielgebend
aufgenommen wurde die kunstgeschichtliche Auseinandersetzung
mit seinem Schaffen in einer nicht ideologisch motivierten
Ausstellung des Panorama-Museums Bad Frankenhausen 2006/07,
die von einem gedankenreichen Katalog begleitet wurde.
Gerd Lindner analysiert darin die Kunst Heinz Planks
als "Ergebnis einer höchst subtile[n],
antithetisch-komplexe[n] »Poetik der Innerlichkeit«,
die existenzphilosophische Auffassungen ebenso einbegreift,
wie Aspekte der Archetypik, des Numinosen und der seelischen
Entschlüsselung." Und der Wiener Kunsthistoriker
Walter Schurian resümiert: "Bei Plank
geht es tatsächlich in den meisten Bildern um eine
»gezeichnete Welt«, wie eines seiner großformatigen
und nahegehenden Werke heißt. Um eine Welt, die
nachvollziehbar die Krisen der Ambivalenz ihrer Geschichte
vorweist und sichtbar die Narben ihrer Auseinandersetzung
trägt. Aber auch um eine Welt, in der Poesie, Schönheit
und Sehnsucht anzutreffen sind." Die zunehmenden
öffentlichen Diskussionen und Aktivitäten
um die Kunst, die in der DDR entstand, wie u.a. die
aktuelle Ausstellung "Tischgespräch mit
Luther – Christliche Bilder in einer atheistischen
Welt" im Erfurter Angermuseum, sind wichtige
Indizien für die Unverzichtbarkeit einer Rezeption
dieser Bilder im Kontext der deutschen und europäischen
Kunst- und Kulturgeschichte.
Für den Bildbetrachter sollten diese äußeren
Prozesse jedoch nur eine beiläufige Rolle spielen.
Für ihn ist die Wahrnehmung der Verfeinerung
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und Komplexitätssteigerung im Schaffen des Malers
relevant, sowie die Akzentuierung einer Ästhetik,
die die Übereinstimmung von dynamischen Prozessen
in der Natur mit den Weltbeobachtungen, Gefühlszuständen
und Leidenschaften des Künstlers sichtbar werden
läßt. Die in dieser Ausstellung vorgestellten
Bilder und Zeichnungen der vergangenen Jahre zeigen
über labyrinthischen Tiefenstrukturen durchlichteter
Landschaftsräume atmosphärische Sensationen.
In ihnen manifestieren sich als Realität der geistigen
Vorstellungen des Künstlers Erscheinungen, die
inmitten der sichtbaren Welt verborgen sein können,
die der Maler vor den Blicken aufreißt, damit
ihr Wesen sichtbar wird. Wirbelnde Farbstürme und
Feuersbrünste, verborgen hinter lichtloser Dunkelheit,
offenbaren — von unerwarteten Blitzen erhellt
— ihre unberechenbaren Energien. Inmitten stürmischer
Wolkengebilde entstehen neue Organismen, für die
Verheißung und Verschlungenwerden unauflöslich
aufeinander bezogen sind. Aufleuchten und Verdämmern
farbiger Strahlkraft werden zu Metaphern der Verwandlung
einer existentiell von Zerstörung und Manipulation
bedrohten Welt. Die harte Realität wächst
zur Expression von ungeahnten Graden. Das Beängstigende
wird sichtbar, wenn die Konvention des Daseins zerfällt
und Formen aus dem Inneren der Erde aufsteigen, die
den Blick mit Ausdrucksgewalt füllen. Die Sezierung
dieser Vorgänge ist scharf, doch nicht mitleidlos.
Keinem Zeitgeschmack verpflichtet, vermag Plank als
souveräner Meister seiner Kunstsprache intellektuelle
und moralische Ansprüche in Bildkompositionen von
beklemmender Raumdichte oder entgrenzter Weite einzubringen.
Das bewußt Artifizielle bedeutet geistige Vertiefung
und seelische Aktivierung.
(Susanne Hebecker, Erfurt) |
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